Gräilau nun doch mit Prinzenpaar in die Kampagne 2023

Groß war am Samstagabend im Griedler Bürgerhaus die Überraschung als kurz nach 20:00 Uhr in Begleitung der Garde und des Hofstaates doch ein Griedler Prinzenpaar die prächtig geschmückte Narrhalla betrat. Nach einer wahren Absagen Flut übers Jahr konnte der KVG Prinzenjäger tatsächlich Anfang Januar noch ein Paar für die ehrenvolle Aufgabe gewinnen. Prinz Ansgar der Erste von Gräilau, Ansgar Dahlen und seine Prinzessin Tamara die Erste von Gräilau, Tamara Zippel wurden am Samstag vom Sitzungspräsidenten Marco Kopf unter großem Jubel der Griedler Narren als Prinzenpaar 2023 proklamiert. 

Pünktlich um 19:31 Uhr zog der Elferrat des KV Griedel, angeführt vom Sitzungspräsidenten unter den Klängen des Narrhalla-Marsch in den Saal ein. Außerhalb des eigentlichen Programmablaufs richtete der 1. Vorsitzende des KVG Markus Müller zunächst einige Worte an das närrische Auditorium und beschrieb diesen besonderen Moment aus seiner Sicht. Er nahm das Publikum mit auf eine kleine Reise durch die Gefühlswelt eines Vorsitzenden eines Karnevalsvereins rückblickend auf die vergangen 3 Jahre. Von Hoffen und Bangen und dem wiederkehrenden Enttäuschen auf Grund der erforderlichen Absagen der beiden letzten Kampagnen über die Zweifel ob man in der Zeit Aktive und Helfer verloren hat oder ob das Interesse an Saalfassenacht noch vorhanden war. Erleichterung dann als der Vorverkauf sehr gut anlief und auch Programmablaufplanung und Teilnehmerlisten der Aktiven positive Anzeichen sendeten gefolgt von der Freude über die vielen Helfer beim Aufbau und der gelungenen Generalprobe am Freitag vor der Sitzung. Abschließend, Stolz und Dankbarkeit für 110 Aktive KVG-Mitglieder die ein fast fünfstündiges Bühnenprogramm vorbereitet hatten und für zwei restlos ausverkaufte Veranstaltungen. Den Dank gab der Vorsitzende an die Aktiven und das anwesende Publikum unter Applaus weiter. Anschließend verabschiedete der 1. Vorsitzende Bianca und Steffen Frisch offiziell aus dem Hofstaat. Beide bleiben dem Verein aber in der Funktion des Zugmarschalls wie auch im Wagenbau erhalten. 

Sitzungspräsident Marco Kopf übernahm und eröffnete die Sitzung mit einer Rede und begrüßte das Publikum, stellte die neue Hauskapelle „flashdance“ vor und bedankte sich bereits im Vorfeld bei den Technikern von „floodwave“ sowie den Thekenbesatzungen dem Küchenteam und natürlich unverzichtbar bei Fabian Frisch dem Helfer für alles und jeden. 

Das Bühnentreiben in bester Tradition der klassischen Fastnacht voller Rasanz und Klasse überzeugte, denn auch die KVG-Führungsriege steht entgegen modischen Trends zur reinen Party mit nur noch Showtanzeinlagen in Griedel zur bewährten Mischung aus Tanz, Vorträgen und live gesungenen und gespielten Programmpunkten mit Stimmungsgarantie. Die Redebeiträge nahmen wie das übrige Programm nach der Prinzenpaar-Inthronisation immer mehr Tempo auf – einfach gut, was mit und ohne KVG-Bütt vorgetragen wurde zuweilen auch mit Anregungen zum Nachdenken. Die nie um einen humoristischen Einfall verlegene KVG-Gesangsgruppe „Gräiler Krakeeler“ war einmal mehr live ohne Playback der musikalische „Gute Laune-Kracher“ und was an Tanzgruppen präsentiert wurde, war bemerkenswert und ausnahmslos eine wahre Pracht. Ob Kinder, die Damen oder die Herren der Schöpfung – das Publikum sah exzellente, frische Choreografien mit schmissigen Melodien und einmal mehr wieder neu gestalteten Kostümen und das Publikum der zweiten Sitzung darf sich auf einen gelungenen Abend voller leichter Kost in Griedels Narrhalla wie in den Vor-Coronajahren freuen.

Den Kleinsten im Verein gebührt die Ehre die Sitzung mit Ihrem Showtanz zu eröffnen und das was die Minidancers, 17 Mädchen zwischen 6 und 10 Jahren, auf die Bühne zauberten war tatsächlich eine Show. In tollen Kostümen in Boxer-manier alla Rocky Balboa zogen die Tänzerinnen ein und brannten ein Feuerwerk ab das der Saal bereits während des Tanzes komplett stand. Erstaunlich was da von den Trainerinnen Lilly Gondolf, Antonia Prüller und der leider erkrankten Kiara Mauler einstudiert wurde und mit welcher Hingabe in Kostüm, Frisuren und Choreographie dieser Tanz brillierte. 

Der legendäre Mainzer Narrhalla-Marsch ertönte und angeführt von der Garde und Hofstaat zog das KVG-Prinzenpaar in den Saalbau ein – immer wieder Gänsehaut pur in solch überwältigenden Momenten für die Narrhallesen. Den KVG regieren Prinz Ansgar I. (Ansgar Dahlen) und Prinzessin Tamara I. (Tamara Zippel) und grüßten als Tollitäten der diesjährigen Kampagne. Als Zugereiste, wohnhaft in „Eckschusters“ im Griedler Ortskern, outete sich der Prinz als Butzbacher „Plasterschisser“ und die Prinzessin als Frankfurter Mädche. Mit einer Vorlaufzeit von gerade mal zwei Wochen haben die beiden Kostüme organisiert und aufgehübscht, eine Rede geschrieben und sich mit den Abläufen des Griedler Faschings vertraut gemacht. Herrlich zusehen wie erfrischend unkompliziert Menschen mit Herausforderung umgehen können. Die Griedler Narren werden sicherlich noch viel Freude mit Ihrem Prinzenpaar haben, gerade auch weil die Beiden althergebrachte Riten und Gebräuche nicht kennen und die Dinge vielleicht auch mal anders machen. Die Frage ob eine Prinzessin Hosen tragen kann, wurde an diesem Abend mit einem klaren Ja beantwortet. Begleitet wird das Prinzenpaar durch den Hofstaat mit Tina und Kai Mauler, Joana Diehl und Nicola Buss und neu ab dieser Kampagne von Michaela und Harald Sulzbach.

Als „Eisbrecher“ auf der Bühne mit bestimmt nicht leichter Aufgabe als Klimaaktivist der leider seinen Pritt-Stift vergessen hatte und sich so doch nicht auf der Bühne festkleben konnte. Ohne Bütt und ohne Textvorlage in freier Rede mit seiner närrisch-literarischen Abrechnung zur lokalen wie deutschen Politik, zu Eindrücken rund um die Klimaprotest und alles was sonst im Alltag wichtig erscheint – Oliver Löhr war im Element und der Applaus sein Lohn.

Die Damen der großen KVG-Garde erstrahlten von Kopf bis Fuß komplett in einem Traum von Kostümen in Burgund-Weiß-Silber. Mit ihrem Auftritt auf der Bühne präsentierten sie dazu passend einen tänzerischen wie optischen Hochgenuss der klassischen Fastnacht überhaupt und erwartungsgemäß begeisterte die starke Damentruppe mit Marina Fiala und Daniela Schindler als Coaches das närrische Auditorium auch 2023 mit einer überzeugend attraktiven Darbietung und Riesenapplaus als Belohnung für monatelanges Training.

Es ist wohl besser, die beiden Herren reden nicht über einen, denn die Griedeler Tramps Rainer Gondolf und Wolfgang Schepp zogen voll vom Leder mit ihrem humoristischen wie schonungslos offenherzigen Jahresrückblick der Schadenfreude. Lokale kleine wie größere Missgeschicke kamen da zur Aussprache vom abgekommen Auto bis hin zum Einkauf einer WC-Ente für das abendliche Festmahl, wurde der ein oder andere Griedler humoristisch hochgenommen – überraschender Weise auch einer der Redner selbst.

Mit Elan zurück auf das Parkett führten die beiden KVG-Tanzmariechen Sarah Marie Gilbert und Mavie Hofmann mit ihrem grandiosen Tanz – restlos begeisternd mit Power und Eleganz zugleich von diesem attraktiven Duo aufgeführt und natürlich einstudiert von Daniela Schindler. 

Zwei Auftritte plus Finale am Abend – da ist Jahr für Jahr viel Kreativität gefragt. Doch mit den bestens aufgelegten stimmgewaltigen Damen und Herren um Renate Bender als „Scheffin“ der Gesangstruppe „Gräiler Krakeeler“. Oberhumorist Rainer Gondolf in diesem Jahr mal wieder als Apahatschi im rosa Indianerkostüm fuhr gesanglich im Planwagen vor Ranger Steffen Ritter durch den Saal, das Ganze live begleitet durch Leo Klemm auf der Gitarre – musikalische Comedy die kein Auge trocken lies. Keine Minute dauerte es und der Saal stand auf Boden, Stühlen und Tischen – singend, klatschend, voll im Rhythmus der Nacht. Bei all den Hits und Evergreens von Ben Zucker bis Klubbb 3, Roland Kaiser und DJ Ötzi und natürlich durften sich die Flippers für 40 Jahre bedanken. Bei der wunderschönen Layla stand der Saal sprichwörtlich Kopf.

Die Expressions, auch als mittlere Garde unterwegs, verschrieb sich in diesem Jahr dem Element Wasser und bezauberte mit tollen Kostümen und Accessoires der Unterwasserwelt das Publikum. Graziöse junge Damen zeigten einen akrobatischen Showtanz der Extraklasse. Natürlich durfte die Zugabe nicht fehlen für die Truppe die durch die Trainerinnen Irina Bingel und Melly Mattheis wieder Bestens vorbereitet waren. 

Hochtechnisiert kamen Jantos & Jantos in diesem Jahr mit Ihrem Redebeitrag „Fassnachtsthemen“ auf die Griedler Showbühne. Vater und Sohn brillierten abwechselnd mit gnadenlos ernüchternden Fakten zu weltpolitischen und lokalen Themen. So wurde schon mal über ein gemeinsames Manöver der Bundeswehr und der Schweizer Garde philosophiert die in etwa die gleiche Schlagkraft aufweisen und Elon Musk als Kackwurst des Jahres gekürt. Witzig wurden die lebendigen Zentren der Stadt Butzbach aufgeführt. Von der Straßensperrung an der Stadtschule über die verwaiste Baumschule am Spinnenkreisel hin zur Containerburg der Degerfeldschule.

Zur späten Stunde stach dann das Traumschiff in die Gräilauer See. Die Männertanztruppe des KVG, die „Captains“ begab sich auf eine Schiffsreise und bestach durch eine tolle Liedauswahl und viele humoristischen Einlagen. Sensationell was sich die Jungs unter der Leitung von Oxana Kühnen und Dani Schindler alles haben einfallen lassen. Ein Showtanz mit fast 10 Minuten Länge, der nicht nur die Augen der Damen zum Leuchten brachte und eben diese durften dann in der Zugabe nochmal deutlich genauer hinschauen welch attraktive Herren sich in den Reihen des KVG befinden. 

Wenn ein Redner nach einer Männertanzgruppe auftreten kann, dann das Griedler Urgestein unter den Rednern Wolfgang Krüger. Als Chirurg in Fortführung des Blutspendetermins des KVG zur Kampagneneröffnung berichtete er über das was sich im Körper und im Kopf so tut oder auch nicht. Viel Applaus für eine kurzweilige und pointierte Rede zu so später Stunde. 

In Mexico feiert man eine ganz eigene Form des Karnevals zum Día de Muertos. Dieser ist keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Einen Ausschnitt aus diesem Tag präsentierten die United Dancers. Was die große Showtanzgruppe der Griedler Karnevalisten mit 20 Tänzerinnen und einem Tänzer hier auf der Bühne zelebrierten war ein würdiger und krönender Abschluss der 1. Kostümsitzung des „kleinen Mainz bleibt Mainz“ in Butzbachs närrischstem Stadtteil, genial inszeniert von Marina Fiala und Daniela Schindler. 

Das war richtig gut nach dem Geschmack der Narren im Saalbau und ideal als Überleitung für das folgende große Finale aller Mitwirkenden mit fetzigen Live-Songs, Luftballonregen und allerbester Stimmung auf der Tanzfläche, in den Bars und an den Tischen bis zum frühen Morgen in der Karnevalshochburg “Gräilau“.