Griedels Karnevalisten boten Narrenschau vom Feinsten

Herrlichen Frohsinn und beste Unterhaltung bieten die Karnevalisten aus „Grailau“ in dieser närrischen Kampagne. Vor knallvollem Haus wurden an den beiden vergangen Samstag-abenden mit einem gefeierten und hochklassigen fünfstündigen Bühnenprogramm die regionale Saalfastnacht fortgeführt – das „kleine Mainz bleibt Mainz“ präsentierte sich gewohnt stark und mit dem ein oder anderen neuen Gesicht sowie der Verabschiedung einer ganz Großen des Griedler Karnevals. Die Schar der kunterbunt kostümierten Närrinnen und Narrhallesen im Saal des Bürgerhaus Griedel stand da keineswegs nach – beste Stimmung herrschte an den Tischen und es wurde geschunkelt, gelacht, gesungen und getanzt. Sitzungspräsident Marco Kopf begrüßte närrische Abordnungen aus Rosbach von den Hasenspringern und den Labhanse aus Gedern jeweils mit Prinzenpaaren und Gefolge, die Wintersteingeister der KG Mörlau, der Faschingsabteilung des VfR Butzbach und den Elferrat der KG Narrenzunft die tüchtig mitfeierten. 

Das Bühnentreiben in bester Tradition der klassischen Fastnacht voller Rasanz und Klasse überzeugte, denn auch die neue KVG-Führungsriege steht entgegen modischen Trends zur reinen Party mit nur noch Showtanzeinlagen in Griedel zur bewährten Mischung aus Tanz, Vorträgen und live gesungenen und gespielten Programmpunkten mit Stimmungsgarantie.

Die Redebeiträge nahmen wie das übrige Programm nach der Prinzenpaar-Inthronisation immer mehr Tempo auf – einfach gut, was mit und ohne KVG-Bütt vorgetragen wurde zuweilen auch mit Anregungen zum Nachdenken. Die nie um einen humoristischen Einfall verlegene KVG-Gesangs- und Comedytruppe „Gräiler Krakeeler“ war einmal mehr live ohne Playback der musikalische „Gute Laune-Kracher“ und was an Tanzgruppen präsentiert wurde, war bemerkenswert und ausnahmslos eine wahre Pracht. Ob Kinder, die Damen oder die Herren der Schöpfung – das Publikum sah exzellente, frische Choreografien mit schmissigen Melodien und einmal mehr wieder neu gestalteten Kostümen.

Piraten enterten die KVG Bühne, die „Minidancers“ wussten optisch und tänzerisch zu begeistern. Was der Nachwuchs mit 15 Mädchen unter Leitung von Julia Haffer, Lilly Gondolf, Antonia Prüller und Kiara Mauler präsentierten, war ein schwungvoller, farbenfroher und feiner Auftakt im Jubel der Besucher.

Der legendäre Mainzer Narrhalla-Marsch ertönte und angeführt von der Garde und großem, ständigem Hofstaat zogen die KVG-Prinzenpaare in den Saalbau ein – immer wieder Gänsehaut pur in solch überwältigenden Momenten für die Narrhallesen.

Den KVG regieren Prinz Daniel II. (Daniel Woida) und Prinzessin Stephanie II. (Stephanie Feldhaus) und grüßten als Tollitäten der diesjährigen Kampagne, flankiert von Kinderprinz Jaxon I. (Jaxon Richter) samt Kinderprinzessin Anna I. (Anna Boller) – herrlich die munteren Ansprachen der jungen Tollitäten, da tobte der Saal.

Begleitet werden die Prinzenpaare durch den Hofstaat mit Tina und Kai Mauler, Michaela und Harald Sulzbach nebst Joana Diehl und Nicola Buss.

Mit Elan zurück auf das Parkett führten die beiden KVG-Tanzmariechen Sarah Marie Gilbert und Mavi Hofmann mit ihrem grandiosen Tanz – restlos begeisternd mit Power, Eleganz und Akrobatik zugleich von diesem attraktiven Duo aufgeführt und natürlich einstudiert von Daniela Schindler. 

Als „Eisbrecherin“ feierte in diesem Jahr Sybille Lenz auf der Bühne ihre Prämiere. Gewohnt sicher wie sonst aus der Kanzel berichtete sie vom nicht immer so ganz ernsten Berufsalltag als Pfarrerin. Da wird bei der goldenen Konfirmation der Abendmahlskelch schon mal mit dem gut gefüllten Kneipenglas verwechselt und den Mitjubilaren zugeprostet. Auch durfte gelernt werden, dass es wichtig ist was „man“ als Pfarrerin so unter dem Talar trägt, es könnte ja passieren das ein jüngeres Gemeindemitglied während der Predigt auf die Idee kommt eben diesen hochzuheben, dass Auge betet schließlich mit. 

Die Damen der großen KVG-Garde erstrahlten von Kopf bis Fuß in einem Traum von Kostümen in Burgund-Weiß-Silber. Mit ihrem Auftritt auf der Bühne präsentierten sie dazu passend einen tänzerischen wie optischen Hochgenuss der klassischen Fastnacht überhaupt und erwartungsgemäß begeisterte die starke Damentruppe mit Marina Fiala und Daniela Schindler als Coaches das närrische Auditorium auch 2024 mit einer überzeugend attraktiven Darbietung und Riesenapplaus als Belohnung für monatelanges Training.

Auf dem Traktor auf die Bühne, Oliver Löhr zeigte sich solidarisch mit den Bauernprotesten. Ohne Bütt und ohne Textvorlage in freier Rede mit seiner närrisch-literarischen Abrechnung zur lokalen wie deutschen Politik. Heuer zeigte er, dass er tatsächlich nicht singen kann, was sich aber als Protest durchaus nutzen lässt. Schnell sang der ganze Saal seine Versionen von Helene Fischer´s „Atemlos durch die Nacht“ sowie der „Runkelroiweroppmaschin“ die um getextet die Bundespolitiker aller couleur pointiert in keinem guten Licht dastehen lies – Oliver Löhr war im Element und der Applaus sein Lohn. Noch heute dürften einige am rechnen sein, wie man bei 5 Cent Preiserhöhung pro Flasche Bier schnell mal auf einen Euro kommt, am Tag. 

„Jetzt geht’s los, wir sind nicht mehr aufzuhalten“, die „Expression“ führten das Publikum auf den Jahrmarkt. Mit Tempo und akrobatischen Tanzelementen ausgestattet, lieferten sie einen ausdrucksstarken, rasanten Showtanz. Was die jungen Damen in einer phantasievollen wie farbenprächtigen Inszenierung mit Irina Bingel und Melanie Mattheiß einstudiert hatten und nun erfolgreich aufführten, war einfach klasse und riss das Publikum mit.

Zwei Auftritte plus Finale am Abend – da ist Jahr für Jahr viel Kreativität gefragt. Doch mit den bestens aufgelegten stimmgewaltigen Damen und Herren der Gesangstruppe „Grailer Krakeeler“ und Oberhumorist Rainer Gondolf war das kein Problem. Klares für Rares war das Motto, eine Maschine die die Interpreten tatsächlich wie in Echt auf die Bühne projizierte sollte für Hochprozentiges an die Experten „verkauft“ werden. Natürlich musste „dat Ding ausprobiert werde“. Keine Minute dauerte es und der Saal stand auf Boden, Stühlen und Tischen – singend, klatschend, voll im Rhythmus der Nacht. Bei all den Hits wie Evergreens von Roger Withaker bis Micky Krause oder dem von Neuling Leo Klemm vorgetragenen Bella Ciao dem Lied der italienischen Resistenza stand der Saal bei dieser Gruppe, ab dem ersten Lied sprichwörtlich Kopf. Als Stimmungs-garanten der Extraklasse verwandelten sie mit Comedy und Livegesang die Griedeler Narrhalla in eine tobende Arena– so sieht Stimmung pur aus. Emotional wurde es dann in der zweiten Sitzung als die langjährige „Scheffin“ und Gestalterin der Truppe nach über 40 Jahren Bühnenjahren durch die Gruppe und den Vorstand verabschiedet wurde. Ein letztes Mal stimmte Renate Bender, eine ganz Große des Griedler Karnevals, Ihre Version des Pizzaliedes an und wurde unter frenetischem Applaus und vielen Tränen von der Bühne verabschiedet. 

Die Fastnachtsthemen 2024 von Jantos&Jantos ließen das gesellschaftliche und politische Jahr nochmal Revue passieren. Olaf Scholz mit Augenklappe als Teil seines Faschingskostümes führte zu Verwirrung ob er nun Mitglied der Piraten-Partei werden würde. Am Ende empfahl man eher das Kostüm als Darth Vader damit er nicht als zögerliches Weichei gelte. Schlammurlaub alla Wacken-OpenAir liegt im Trend sowie die misslungene Pisa-Studie welche sich auch bei der Rechtschreibschwäche der Wildgänse zeige wurden ebenso perfekt im Zwiegespräch präsentiert wie die Statistiken über das Trageverwalten von Schlüppis bei Männern und Frauen. Gewarnt wurde vom Außenreporter Reiner Zufall vor entflohenen Tieren die sich vermutlich auf einer Urlaubsreise im Butzbacher Stadtwald verirrt haben, es handelt sich wohl um eine Löwin begleitet von vier Pinguinen, einer Giraffe, einem Zebra sowie einem Nilpferd. Gekonnt witzig wurden der Bundeshaushalt, die CDU-Imagekampagne sowie der Butzbacher Nachhaltigkeitstag durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen und der Lokführerstreik während er Handball-EM zur Unsportlichkeit des Monats gekürt. Reiner und Constantin Jantos, mittlerweile Echte KVG´ler sind aus dem Bühnenprogramm in Gräilau nicht mehr wegzudenken. 

Nach der kurzfristigen Absage des Humortrios „Mann, Fraa und Schwiegermutter“ aus dem Oberkleener Land sprang Steffen Ritter mit seiner Version des Liebesengel Amor alias Ronny mit sächsischem Akzent ein und führte zwei lonely hearts mit Musik und Tanz zusammen. Wer sich jetzt allerdings bei Amor an einen kleinen zierlichen Engel erinnert fühlt, kann erahnen wie das Publikum reagiert hat als ein vollschlanker 1,85m großer ausgewachsener Mann nur mit Stoffwindel bekleidet die Bühne mit rosa Pfeil und Bogen betrat. Die einsamen Herzen, mehr oder weniger freiwillige Ahnungslose aus dem Publikum, wurde pantomimisch drapiert und durften sich dann darstellerisch zu Liebesliedern ausleben. Es blieb kein Auge trocken, und kein Lachmuskel unbewegt. Vielen Dank an Steffen Ritter für die spontane Unterstützung und natürlich auch bei den lonely hearts die zum gefeierten Erfolg der Nummer unverzichtbar waren. 

Zur vorgerückten Stunde kam dann der Sitzungspräsident Marco Kopf in die Bütt und berichtet von seinem letzten Kreuzfahrt-Urlaub, nicht Offenbacher, Darmstädter oder Frankfurter Kreuz, sondern mit dem Schiff, fast jeden Tag woanders und Charaktere an Bord wo Du denkst die wären mal besser mit der Titanic gefahren. Was man so erlebt, vom Koffer packe über Welcome Sailaway, sowie immer die gleiche Leut die dein Algorithmus kenne und Dich gefühlt stalken, bis hin zum Heimflug wo Dich die neuen Freunde immer noch heimsuchen. Ein toller Vortrag, Sprüche Feuerwerk und so manche Zote ganz knapp über der Gürtellinie. 

Das KVG-Männerballet sind die „Captains“ und da geht es stets richtig zur Sache. Das Dschungelcamp wurde in diesem Jahr tänzerisch unsicher gemacht. Die passenden Hosen und Muskelshirts alla RTL-Bildungsfernsehen, Ekel Food sowie dem unverzichtbaren Einsatz von Doctor Bob und schließlich dem gekrönten Sieger als König des Griedler Dschungels. Der rasante Tanz mit seiner ausgefeilten Choreografie eine Freude für die Narrenschar wie auch spürbar für die Akteure, die mit Oxana Kühnen und Daniela Schindler das Showspektakel erfolgreich einstudiert hatten. Als optischen Leckerbissen für die Damen im Publikum ließen die Captains bei der Zugabe die Shirts fallen und lieferten einen gefeierten Abgang. 

In die Handlung der Erfolgsserie Haus des Geldes von Netflix ging nun die Reise und das KVG-Showballett „United Dancers“ sparte dabei an nichts. Mit aufwändiger Lichttechnik, beeindruckendem musikalischem Mix und einer von anspruchsvoller Akrobatik geprägten Choreografie begeisterten die jungen Damen als Kumpanen des Professors alias Benedikt Schindler beim Überfall auf die Banknotendruckerei. Rote Overalls und Glitzershirts darunter sowie perfekte Schminkmasken und Asseccoires vermittelten das Gefühl in die Serie eingetaucht zu sein– es ging ganz schön zur Sache und perfekt getanzt wurde natürlich auch. Eine geniale Inszenierung unter Leitung von Marina Fiala und Daniela Schindler zum krönenden Abschluss des kurzweiligen Bühnenprogramms.

Das war richtig nach dem Geschmack der Narren im Saalbau und ideal als Überleitung für das folgende große Finale aller Mitwirkenden mit fetzigen Live-Songs, Luftballonregen und allerbester Stimmung auf der Tanzfläche, in den Bars und an den Tischen bis zum frühen Morgen in der Karnevalshochburg “Gräilau“.